Gaststätte Bernd Lamprecht , Hauptstraße 28 , 16928 Lindenberg / Prignitz
Telefon: 033982 50796
(... oder eine Zeitreise nach Preußen - von Mario Wolf)


Der Tresen


Kleiner Saal


Die Gaststube


Die Eltern


Der große Saal


Knieperessen
Als Eisenbahnfan kennt man eine Kleinbahn namens "Pollo". Die war und ist nun wieder eine 750mm Schmalspurbahn die sich viele Jahre durch die Prignitz schlich. Die Prignitz ist ein idyllischer weitläufiger Landstrich im Nordwesten Brandenburgs mit den bekannten Städten wie Pritzwalk und Perleberg, Kyritz und Wittenberge. In der Mitte der Prignitz gibt es ein Ort mit dem Namen Lindenberg. Hier war früher der Dreh- und Angelpunkt der Kleinbahn - ein Verkehrsknoten. Lindenberg hat heute knapp 350 Einwohner und gehört zur Gemeinde Groß Pankow. Dieses urtypisch brandenburgische Dorf mit Klinkerhäusern, einer langen Hauptstraße, einem kleinen Laden den alle nur "Konsum" nennen und einer Sparkasse, hat zwei Gaststätten. Eine davon ist die Gaststätte "Lamprecht" auf der Hauptstraße Nummer 28 - ein Familienbetrieb. Der Inhaber Bernd Lamprecht (Jahrgang 1956) hat schon vor einiger Zeit die Gaststätte von seinem Vater Herbert übernommen der sich aus gesundheitlichen Gründen etwas zurück gezogen hatte. Seine Mutter steht heute noch in der Küche und versorgt die Gäste mit Essen deren Rezepturen ebenfalls ein stattliches Alter haben. Schon vor der Tür des gepflegten Hauses aus Klinkersteinen empfängt sie eine alte Neon-Werbung mit der Aufschrift " Gaststätte Lamprecht". Jeder soll wissen wo er rein gehen muß. Durch zwei Türen gelangt man in die Gaststube. Eine Gaststube die maximal viereinhalb mal achteinhalb Meter mist. Der Tresen am Ende des Raumes ist der Blickfang. Holzbeschlagen mit Ornamenten, eine Arbeitsplatte aus Edelstahl und ein doppelter Zapfhahn mit der Aufschrift "Preussen-Pils" und daneben mit Hand geschrieben "0,3l  1 Euro". Die Wände leicht gelblich angestrichen, typische Kneipenluft und hinterm Tresen ein Mann der sie sofort begrüßt auch wenn sie noch nicht einmal die Tür hinter sich zu haben - Bernd Lamprecht. Links an der Wand eine Garderobe. Ein Brett von drei Metern Länge mit einzelnen Haken an denen Kalender, Zeitungen und manchmal auch Mäntel und Jacken hängen. Darunter ein kleines Ledersofa und ein runder Tisch mit Platz für vier Personen. Die Stühle aus Holz genauso wie der Fußboden. Rechts noch mal drei runde Tische für ebenfalls je vier Personen. Dazwischen ein kleiner Billardtisch. Dieser ist ständig abgedeckt mit einer Platte die dann wieder den Platz zur Lagerung von Besteck, Speisekarten und Zahnstocher gibt. Gerade zu dann ein längerer Tisch für zehn Personen, wobei auch hier wieder drei Leute das Glück haben auf einem alten Ledersofa zu sitzen. In einer Ecke war nach der Wende mal kurz ein Spielautomat. Nun hängt da eine kleine Vitrine mit Souvenieren des ortsansässigen Schmalspurbahnvereins. Wenn sie dort einmal Platz genommen haben ist sofort eine gemütliche und persönliche Atmosphäre da. Die Speisekarte ist kurz, die Getränkeliste überschaubar und die Preise niedrig. Die Tulpe Preussen-Pils kostet schon seit Jahren nur einen Euro. Viele der Lebensmittel sind aus Lindenberg und Umgebung und haben womöglich ein paar Tage vorher noch gelebt. Schon nach kurzer Zeit, wenn wenig los ist, werden sie überrascht. Bernd Lamprecht zitiert Otto Reuter (eine Berliner Legende), singt Lieder aus Berlin und Brandenburg, spricht Gedichte und erzählt Geschichten und Anekdoten aus dem Dorf und dem Land. Nach nur kurzer Zeit kann er auch zu Höchstformen auflaufen. Dann noch mit Zylinder, Frack und höherer Geschwindigkeit. Der Prignitzer Dialekt liegt dem Lokalpatrioten genauso wie die Berliner Schnauze und der guten hochdeutschen Sprache. Nach dem sie gut gegessen haben und noch ein Stück Kultur erfahren konnten, bin ich mir sicher dass ihr Nachtisch hausgemacht war. Die Stammkunden aus dem Dorf saßen schon da und sitzen da immer noch. Zwischendurch kommen Kinder und kaufen Süßigkeiten am Tresen oder der Gemüselieferant bringt Knieperkohl. Sie wissen nicht was das ist? Dann lassen sie sich das vom Gastwirt erklären und wenn sie es auch essen wollen dann müssen sie im Februar oder März da sein. Zur Verdauung noch ein Korn - kostet auch nur einen Euro - und sie werden diese Lokalität verlassen in der der Gastwirt noch ein Gastwirt ist - nämlich immer und für alle da.
Fahren sie einfach mal hin, lassen sich überraschen und in der Zeit zurückversetzen. Von der Autobahn 24 Abfahrt Pritzwalk sind es nur 15 Minuten mit dem Auto nach Süden. Durch Pritzwalk durch auf der B107 weiter. In der Ortschaft Tüchen geht es mal links weg - ist ausgeschildert. Montag ist Ruhetag. Ansonsten ist immer ab früh acht Uhr offen - falls sie mal zum Frühschoppen wollen. (c)2002
 
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Tondokument

über der Tür


Die Gaststube


Der Wirt hinterm Tresen


Die Garderobe


Das Prignitzer Eisenbahnnetz


Der Wirt
Nachruf
Wir trauern um Herbert Lamprecht der nach seiner Krankheit im Alter von 84 Jahren am 16. Mai 2005 in Lindenberg verstarb.
Unser aufrichtiges Beileid allen Angehörigen und Freunden.
seit dem 03.03.05