Der Tresen
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Kleiner Saal
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Die Gaststube
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Die Eltern
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Der große Saal
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Knieperessen
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Als Eisenbahnfan kennt man eine
Kleinbahn namens "Pollo".
Die war und ist nun wieder eine 750mm Schmalspurbahn die sich viele
Jahre
durch die Prignitz schlich. Die Prignitz
ist ein idyllischer weitläufiger Landstrich im Nordwesten
Brandenburgs
mit den bekannten Städten wie Pritzwalk und Perleberg, Kyritz und
Wittenberge. In der Mitte der Prignitz gibt es ein Ort mit dem Namen Lindenberg.
Hier war früher der Dreh- und Angelpunkt der Kleinbahn - ein
Verkehrsknoten.
Lindenberg hat heute knapp 350 Einwohner und gehört zur Gemeinde Groß
Pankow. Dieses urtypisch brandenburgische Dorf mit
Klinkerhäusern,
einer langen Hauptstraße, einem kleinen Laden den alle nur
"Konsum"
nennen und einer Sparkasse, hat zwei Gaststätten. Eine davon ist
die
Gaststätte "Lamprecht" auf der Hauptstraße Nummer 28 - ein
Familienbetrieb.
Der Inhaber Bernd Lamprecht (Jahrgang 1956) hat schon vor einiger Zeit
die Gaststätte von seinem Vater Herbert übernommen der sich
aus
gesundheitlichen Gründen etwas zurück gezogen hatte. Seine
Mutter
steht heute noch in der Küche und versorgt die Gäste mit
Essen
deren Rezepturen ebenfalls ein stattliches Alter haben. Schon vor der
Tür
des gepflegten Hauses aus Klinkersteinen empfängt sie eine alte
Neon-Werbung
mit der Aufschrift " Gaststätte Lamprecht". Jeder soll wissen wo
er
rein gehen muß. Durch zwei Türen gelangt man in die
Gaststube.
Eine Gaststube die maximal viereinhalb mal achteinhalb Meter mist. Der
Tresen am Ende des Raumes ist der Blickfang. Holzbeschlagen mit
Ornamenten,
eine Arbeitsplatte aus Edelstahl und ein doppelter Zapfhahn mit der
Aufschrift
"Preussen-Pils" und daneben mit Hand geschrieben "0,3l 1 Euro".
Die
Wände leicht gelblich angestrichen, typische Kneipenluft und
hinterm
Tresen ein Mann der sie sofort begrüßt auch wenn sie noch
nicht
einmal die Tür hinter sich zu haben - Bernd Lamprecht. Links an
der
Wand eine Garderobe. Ein Brett von drei Metern Länge mit einzelnen
Haken an denen Kalender, Zeitungen und manchmal auch Mäntel und
Jacken
hängen. Darunter ein kleines Ledersofa und ein runder Tisch mit
Platz
für vier Personen. Die Stühle aus Holz genauso wie der
Fußboden.
Rechts noch mal drei runde Tische für ebenfalls je vier Personen.
Dazwischen ein kleiner Billardtisch. Dieser ist ständig abgedeckt
mit einer Platte die dann wieder den Platz zur Lagerung von Besteck,
Speisekarten
und Zahnstocher gibt. Gerade zu dann ein längerer Tisch für
zehn
Personen, wobei auch hier wieder drei Leute das Glück haben auf
einem
alten Ledersofa zu sitzen. In einer Ecke war nach der Wende mal kurz
ein
Spielautomat. Nun hängt da eine kleine Vitrine mit Souvenieren des
ortsansässigen Schmalspurbahnvereins. Wenn sie dort einmal Platz
genommen
haben ist sofort eine gemütliche und persönliche
Atmosphäre
da. Die Speisekarte ist kurz, die Getränkeliste überschaubar
und die Preise niedrig. Die Tulpe Preussen-Pils kostet schon seit
Jahren
nur einen Euro. Viele der Lebensmittel sind aus Lindenberg und Umgebung
und haben womöglich ein paar Tage vorher noch gelebt. Schon nach
kurzer
Zeit, wenn wenig los ist, werden sie überrascht. Bernd Lamprecht
zitiert
Otto Reuter (eine Berliner Legende), singt Lieder aus Berlin und
Brandenburg,
spricht Gedichte und erzählt Geschichten und Anekdoten aus dem
Dorf
und dem Land. Nach nur kurzer Zeit kann er auch zu Höchstformen
auflaufen.
Dann noch mit Zylinder, Frack und höherer Geschwindigkeit. Der
Prignitzer
Dialekt liegt dem Lokalpatrioten genauso wie die Berliner Schnauze und
der guten hochdeutschen Sprache. Nach dem sie gut gegessen haben und
noch
ein Stück Kultur erfahren konnten, bin ich mir sicher dass ihr
Nachtisch
hausgemacht war. Die Stammkunden aus dem Dorf saßen schon da und
sitzen da immer noch. Zwischendurch kommen Kinder und kaufen
Süßigkeiten
am Tresen oder der Gemüselieferant bringt Knieperkohl. Sie wissen
nicht was das ist? Dann lassen sie sich das vom Gastwirt erklären
und wenn sie es auch essen wollen dann müssen sie im Februar oder
März da sein. Zur Verdauung noch ein Korn - kostet auch nur einen
Euro - und sie werden diese Lokalität verlassen in der der
Gastwirt
noch ein Gastwirt ist - nämlich immer und für alle da.
Fahren sie einfach mal hin,
lassen
sich überraschen und in der Zeit zurückversetzen. Von der
Autobahn
24 Abfahrt Pritzwalk sind es nur 15 Minuten mit dem Auto nach Süden.
Durch
Pritzwalk durch auf der B107 weiter. In der Ortschaft Tüchen geht
es mal links weg - ist ausgeschildert. Montag ist Ruhetag. Ansonsten
ist
immer ab früh acht Uhr offen - falls sie mal zum Frühschoppen
wollen. (c)2002
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über der Tür
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Die Gaststube
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Der Wirt hinterm Tresen
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Die Garderobe
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Das Prignitzer
Eisenbahnnetz
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Der Wirt
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